Der geteilte Blick        Neue Denkmuster       Ghirigoro       Genji Monogatari


Start    Bienenprojekt     Malerei     Wissenschaft & Kunst      Rost    Kontakt     Vita    Datenschutz

 
ghirigoro

(ital.); Schnörkel

Das Ornament findet sich in allen Kulturen und ist häufig Träger von Symbolinhalten. Pflanzliche, tierische, menschliche oder ungegenständlich-geometrische Motive werden in ein Schema gebracht. An dieser Stelle soll gleich darauf hingewiesen werden, daß der Begriff “Dekoration” im Hinblick auf die Ausschmückung eines Gegenstandes oder in der Architektur oft diffamierend gebraucht wird. Dann gilt das Ornament als Akzessorium, als Maske, schlicht als etwas Überflüssiges, das nur als Folge eines parvenühaften Luxurierens zu begreifen ist. Jahrzehntelang galt die Formel, daß wirklich echte Form eine Folge der Funktion, des Materials oder der beabsichtigten Gesamtwirkung ist. Der Aphorismus Sullivans, “form follows function”, scheint der Ornamentablehnung der Folgezeit ein tragfähiges Fundament gegeben zu haben.

Das Ornament wurde als Luxus und nicht als Notwendigkeit betrachtet. Und diese, das Ornament grundsätzlich ablehnende Einstellung wurde von Adolf Loos in heftigen Polemiken gegen den Historismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begründet. Eichers Ornamente sind keine schmückende “Zutat” an Arbeiten menschlicher Kunstfertigkeit. Sie hängen nicht vom Zweck des Gegenstandes, von der Zeit und dem Ort der Entstehung ab. Auch nicht von der Beschaffenheit des Materials und seiner Herstellungsweise. Es findet eine Befreiung des Ornaments von der “dienenden” Aufgabe statt. Diese besagte, daß die eingeschlossenen formalen Werte freigemacht und betont werden sollten, um z.B. durch Reihung, Zentrierung und Akzentuierung einem Gegenstand intensiveren Ausdruck zu verleihen oder ihn besser in ein Gesamtmilieu einzupassen.


Eröffnungsrede Speyer/2004

Regina Caspers

 
AnfangM-Ghirigoro_7.html
WeiterM-Ghirigoro.html